Am „Friedenswinter“ ist kein gutes Haar
Leserbrief zu: Brief von Uta Binz in Zivilcourage 3/2015
Die größte bündnispolitische Fehlentscheidung der letzten 200 Jahre hat das zu erwartende Fiasko hinterlassen, und immer noch sind die Gesundbeter eifrig dabei, am „Friedenswinter“ nach einem guten Haar zu suchen.
Uta Binz hält es in ihrem Leserbrief in ZC Nr. 3/2015 „für erstrebenswert, Begriffe wie ‚Rechte‘ und ‚Linke‘ und Feindbilder generell aus den Vorstellungen zu verbannen“. Was soll das heißen? Daß es keine Feindschaften mehr gibt, wenn man sich nichts darunter vorstellen kann?
Wer „links“ und „rechts“ für überflüssige oder überholte Begriffe hält, ist entweder verwirrt oder treibt ein falsches Spiel.
Links und rechts sind die „politischen Himmelsrichtungen“. Wer nur die Himmelsrichtungen kennt, weiß zu wenig. Wer keine Himmelsrichtungen kennt, weiß gar nichts. Wer sich verirrt hat, sollte nicht dem Kompaß die Schuld geben.
Ich zitiere: „Sich mit rechtsextremen Gedanken auseinander setzen und nicht die Menschen bekämpfen.“ Das kommt einem doch zu bekannt vor: „Mit Nazis reden“. Verstehe ich das richtig? Der Faschismus ist kein Verbrechen, sondern eine Meinung? Gerade in den Wochen, in denen der rechte Terror eine neue Dimension annimmt, sollen wir diesen kalten Kaffee schlürfen?
„Der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein“, heißt es bei Brecht. Ich füge hinzu: Der Sieg über den Faschismus kann nur der Sieg über die Faschisten sein. Das ist die bittere Wahrheit. Sie ist zwar bitter, hat aber den Vorteil, die Wahrheit zu sein.
Die Leserbriefschreiberin „weigert sich, ein Feind zu sein“. Mit solch einem Bekenntnis kann man sich prächtig verzieren, aber politisch nichts bewirken. Es steht im Gegensatz zu den Erfahrungen des Zwanzigsten Jahrhunderts, und darum ist es gefährlich. (Wie sie es wohl mit Adolf H. hält?).
Völlig ins Absurde gleitet vor Vorschlag, in Anbetracht der alternden Friedensbewegung und des spärlichen Nachwuchses Leute in die Friedensbewegung hineinzulassen, „die nicht in allen Bereichen auf unserer Linie liegen“. Sollen wir wirklich unsere Lücken mit Impfgegnern, Reichsbürgern und Verschwörungsparanoikern auffüllen? Wäre es nicht besser, für die nächste Kundgebung beim Stadttheater 200 Statisten zu bestellen?
Helmut Loeven [5.9.2015]
Nachtrag:
Dieser Leserbrief erschien in Zivilcourage Nr. 4/2015.
In Nr. 5/2015 dann die Antwort von Uta Binz:
„Meine Antwort an Helmut Loeven und Leute, die so ähnlich denken. ,Der Sieg über den Faschismus kann nur der Sieg über die Faschisten sein‘, wie H. Loeven meint, kann nicht der Weg sein. Das klingt militaristisch und wird auf Gegendemos gegen die intolerante und vielfach rassistisch eingestellte Pegida leider gerade von einigen erprobt. Wir DFG-VKler haben alle mal gelobt, an der Beseitigung von Kriegsursachen mitzuarbeiten. […] Das fängt m.E. damit an, daß wir skurrile Einstellungen und Außenseiteransichten nicht belächeln oder gar verteufeln. Eine ,Gleichschaltung‘ von Meinungen […] unterdrückt die Menschen. […] Das Verteufeln […] führt zu Ressentiments und schafft Kontrahenten (Kriegsursache!). Es bleibt vermutlich nichts Besseres, als über den eigenen Schatten zu springen und auf die ,Impfgegner, Reichsbürger, Verschwörungsparanoiker‘ (H. Loeven) und viele andere zuzugehen und eine gemeinsame Basis zu suchen.“
Antwort auf die Antwort:
Da ist doch Hopfen & Malz verloren!
Was fällt einem ein zu jemand, der sich blamieren will? Gar nichts will einem dazu einfallen. Man hat sonst das Gefühl, sich an Wehrlosen zu vergreifen.“
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